Irgendwann – es muss Mitte des zweiten Durchgangs gewesen sein – klappte Farat Toku sein Notizbuch zu. Der Trainer des Fußball-Regionalligisten SG Wattenscheid 09 hatte keine Lust mehr, seine Statistik fortzuführen. Wer aufs Tor geschossen hatte und wer warum nicht getroffen hatte – das alles deprimierte den 37-Jährigen nur noch. Er musste auch nicht mehr auf seine Aufzeichnungen schauen, um sagen zu können: „Jeder Spieler von uns hatte eine gute Torchance.“ Alle blieben ungenutzt.
Doch weil am Ende der 90 Minuten eben das nackte Ergebnis zählt, musste der Wattenscheider Trainer über die 0:3 (0:1)-Niederlage beim 1. FC Köln II reden.
„Brutal“ sei das Spiel bei den kleinen Geißböcken gewesen, „ein Nachmittag, an dem die Kölner uns gezeigt haben, wie das mit dem Toreschießen geht. Wir haben erlebt, wie hart Fußball sein kann“, resümierte Toku. Anas Ouahim (8. und 90.+3) und Roman Prokoph (86.) trafen für die Domstädter.
Der Deutsch-Marokkaner Ouahim war gegen Wattenscheid einer von fünf Spielern, die bereits dem Kölner Bundesliga-Kader angehört hatten. Ein Indiz dafür, welch’ hochkarätig besetztem Kader die Kölner Platz fünf in der Heim-Tabelle verdanken. Und auch für die Wattenscheider gab es am Geißbock-Heim nichts zu holen.
Zehn Gegentore in drei Spielen innerhalb von nur acht Tagen – ein Alarmsignal? Toku verbittet sich jegliches Krisen-Gerede. Auch seine Abwehr nahm er in Schutz. Die Gegentore zwei und drei seien zu dem Zeitpunkt gefallen, als seine Elf alles nach vorne warf, um den Rückstand zu drehen: „Das haben die Kölner ausgenutzt.“ Immer wieder entfuhr Toku, wie „ungerecht und brutal“ das Ergebnis gewesen sei. „Köln ist in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr hinten raus gekommen“, sagte er. Unterstützung bekam er vom Ex-Wattenscheider André Pawlak, der im Laufe der Hinrunde Trainer der Kölner Zweitvertretung wurde und die spielerische Überlegenheit seines ehemaligen Klubs anerkannte.
„Vor dem Tor war es einfach Unvermögen“, resümierte Farat Toku, versicherte jedoch: „Wir werden bald schon wieder Tore schießen, daran glaube ich fest.“ Nach dem harten Programm in der vergangenen Woche seien derartige Fehler aber keine Überraschung. Das gelte auch für die individuellen Fehler, die zu den drei Gegentoren geführt hatten. Gegen eine weitere Statistik konnte Toku nichts unternehmen: Die SG Wattenscheid 09 wartet in der Regionalliga weiterhin auf einen Punktgewinn im Kölner Franz-Kremer-Stadion.